Nur in einem ruhigen Teich spiegelt sich das Licht der Sterne.

6 Monate alt warst Du, als Du im April 2016 definitiv bei uns einzogst. In einer Leistungszucht geboren, wurdest Du danach als Geschenk für einen Partner der Dich gar nicht haben wollte, plötzlich zur nervigen und alles zerstörenden Nebensache. Also musstest Du weg und wurdest in einem Tierheim zur Vermittlung abgegeben. Marcel absolvierte in dieser Zeit gerade das Praktikum der FBA-Ausbildung in diesem Tierheim und ihr zwei habt euch sofort ineinander verliebt. Dann galt es nur noch mich zu überzeugen, was Dir, liebe Lenox, auch gelungen ist. Ganz unverhofft, plötzlich und wie ein tobendes Unwetter bist Du in unser Leben gekracht.

Zu diesem Zeitpunkt stand ich kurz vor der Abschlussprüfung zur Hundetrainerin. Mir war bewusst was ich mir da genau "ins Haus" hole und dass es absolut nicht vergleichbar ist mit dem was ich mit Joyce oder Dago bisher erlebt habe. Eine neue, grosse Herausforderung! Doch was einem wirklich erwartet weiss man, zum Glück, nicht von Anfang an :-).

Auf der einen Seite warst Du mit Deinen 6 Monaten voll im Saft, hast vor Energie nur so gesprudelt. Doch auf der anderen Seite hattest Du bei so ziemlich allen alltäglichen Themen den Entwicklungsstand eines Welpen. Der erste Balanceakt begann also sogleich mit Deinem Einzug. Irgendwie musste man Dir die Welt zeigen, wie es sich für einen Welpen gehört, gleichzeitig aber Deine dem Alter entsprechenden Bedürfnisse nicht vergessen. Du warst vollgepackt mit einer riesen Portion Frust, alles war doof und sollte vernichtet werden. Andere Menschen, andere Hunde, hatten für Dich zu diesem Zeitpunkt nicht die Berechtigung sich in Deiner Nähe aufzuhalten. Da Marcel für Dich zur richtigen Zeit am richtigen Ort war hast Du Dich ihm krankhaft verschrieben. Eine "Trennung" von ihm, auch wenn auf Sicht und nur für ungefähr 5 Meter, hast Du fast nicht verkraftet. Also ein weiteres Thema an welchem wir dringend arbeiten mussten. Auch dass es für Dich gut ist, nicht ständig unter Strohm zu stehen, sondern auch einmal runterzufahren, musstest Du in vielen, für Dich sehr harten, Lektionen lernen. Für die Zusammenführung mit Joyce haben wir uns sehr viel Zeit gelassen und sind das Ganze in kleinen Schritten angegangen. Am Schluss war Joyce aber auch für Dich ein Anker, sie bot Dir Halt und Orientierung. Nun, ohne sie, fehlt dieser Halt, aber auch daran wird gearbeitet.

Natürlich hattest und hast Du auch eine andere Seite. Du bist stets bereit zu Arbeiten, willst immer mit dabei sein und bist auch für jeden Blödsinn zu haben. Du bist lebensfroh und kannst auch lustig durchs Leben hüpfen. Täglich bringst Du uns mit Deinen verrückten Ideen zum Lachen. Neugierig und voller Tatendrang gehst Du in jede Situation. Du kannst sehr sanft sein, anschmiegsam und bist einfach nur froh, wenn Du in unserer Nähe sein darfst.

Häufig hatte ich das Gefühl Du kennst nur Schwarz oder Weiss, nur Vollgas oder Nichts. Ich sah und sehe es als meine Aufgabe, Dir zu zeigen, dass das Leben so viele Facetten hat, dass es so farbenfroh ist und dass es auch noch ein Dazwischen gibt. Wir haben schon vieles erreicht, sind aber noch lange nicht am Ziel. Unser Weg geht weiter und ich werde noch unglaublich viel von Dir lernen dürfen. Im Zusammenleben mit Dir haben für mich die Worte "Energie", "Ruhe", "Flexibilität" und "Stress" eine ganz andere Bedeutung bekommen.

Ich danke auch Dir, Lenox, dass Du so bist wie Du bist. Dass Du von mir einforderst, die tägliche Gratwanderung mit Dir zu gehen. Auf Deine weiche, sensible Seite genauso einzugehen wie Dich mit Konsequenz und Orientierung zu führen. Du erforderst keine Perfektion, Du forderst nur Authentizität.